Zur Freiheit berufen
Daniel Schenk
Als Gott den Menschen schuf, stellte Er ihn in einen Stand von Freiheit und Würde. Nur ein einziges Gebot war gegeben, um den Gehorsam gegenüber Gott zu prüfen. Sonst aber lebten Adam und Eva in einer völligen Freiheit und in Gemeinschaft und Harmonie mit Gott. Die Sünde machte die Menschen zu Sklaven, die Zeit der Freiheit war vorbei. Auch das Gesetz vom Sinai konnte sie nicht frei machen von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Im ganzen AT finden wir das Wort „Freiheit“ nebst einer Stelle in 3.Mo.19.20, wo es sich um die Entlassung einer Frau aus dem Sklavenstand handelt, nur einmal in Jes.61.1 und zwar prophetisch auf Jesus hin. Jesus hat dann in der Synagoge in Nazareth diese Schriftstelle zitiert, sie steht in
Luk.4.18: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Befreiung auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn“
Als Er das Buch zusammengerollt hatte, sagte Er: „Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt“ (Vers 21). Freiheit ist somit ein neutestamentliches Thema. Es ist Jesus, der uns die Freiheit, die der Teufel geraubt hatte, wieder zurückgebracht hat. Das alttestamentliche Gottesvolk Israel war in Knechtschaft (Gal. 4.25), auch sie werden die Freiheit einzig durch Jesus Christus erlangen. Das griechische Wort „aphesis“, das in Luk.4.18 gebraucht wird, hat den Sinn von Erlass und Vergebung. Bei den meisten übrigen Schriftstellen steht im griechischen „eleutheria“, was das Gegenteil von Knechtschaft bedeutet. In 1.Kor.4.18 sodann wird das Wort „exousia“ verwendet, was nebst Freiheit auch Erlaubnis, Autorität oder Vollmacht bedeutet (die Freiheit haben, so zu handeln). Der Mensch braucht zuerst „aphesis“, Freiheit von Schuld (Vergebung), bevor er Freiheit als Autorität erleben kann. Es ist schon eine wunderbare Freiheit, wenn uns der Feind nicht mehr anklagen kann und wir uns in der Autorität Gottes frei in einer Welt bewegen können, über die eigentlich der Teufel die Herrschaft beansprucht. Für uns gilt das Wort aus 1.Kor.10.26: „Dem Herrn gehört die Erde und alle ihre Fülle.“
Wenn wir in Christus sind, dann hat der Teufel nichts an uns, ja er muss sogar vor uns fliehen, wenn wir ihm widerstehen (Jak.4.7).
Es war gerade der Apostel Paulus, der doch von seiner Herkunft und Ausbildung her ein strenger Mann des Gesetzes war (Pharisäer, Schriftgelehrter), der die herrliche Freiheit in Christus immer wieder sehr auf den Leuchter gestellt hat. Dieser Lehre wegen hat man ihn oft missverstanden, kritisiert und sogar verleumdet (Rö.3.8;Gal.2.4).
Als Menschen des Neuen Bundes stehen wir unter dem „Gesetz der Freiheit“, so schreibt es der Apostel Jakobus. Dieses „Gesetz der Freiheit“ ist Christus, so leite ich es ab von Rö.8.2.
Jak.1.25: „Wer aber hineinschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei bleibt, nicht als vergesslicher Hörer, sondern als wirklicher Täter, der wird selig sein in seinem Tun.“
Jak.2.12: „Redet und handelt als solche, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen!“
Wie erlangt man die Freiheit?
1.Durch Erlösung: Als natürliche, unwiedergeborene Menschen sind wir gebunden in Sünde und Knechtschaft Satans. Was wir brauchen, ist Erlösung. Diese hat Jesus Christus gebracht:
Joh.8.32-36: „Und ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen! Sie antworteten Ihm: Wir sind Abrahams Same und sind nie jemandes Knechte gewesen; wie sprichst du denn: Ihr sollt frei werden? Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Sklave. Der Sklave aber bleibt nicht für immer im Haus, der Sohn bleibt für immer. Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet Ihr wirklich frei sein“
Die Juden haben damals ihre Knechtschaft nicht erkannt. Sie fühlten sich sicher in ihrer religiösen Tradition und ihrer Abstammung. Jesus sagte aber klar: „Wer Sünde tut, ist der Sünde Knecht.“ Daran kann sich jedermann prüfen; wer Sünde tut, auch wer sie heimlich tut, der ist ein Knecht der Sünde und braucht Erlösung und Befreiung. Erlösung bedeutet auch Vergebung und Befreiung, es bleibt keine Spur von Anklage oder Zwang zurück; man ist recht frei! Dies kommt auch zum Ausdruck in:
Eph.1.7: „In Ihm haben wir die Erlösung durch Sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er gegen uns überfliessen liess in aller Weisheit und Einsicht.“
(Auch 1.Kor.1.30; Kol.1.14).
2. Durch Befreiung: Der Weg in die Freiheit führt oft über den Befreiungsdienst, wie wir ihn in den Evangelien und in der Apostelgeschichte sehen. Aus verschiedenen Gründen bestehen oft Belastungen, da braucht es Lossprache und Austreiben von Dämonen. Der Befreiungsdienst gehört an den Anfang des Glaubenslebens und wir wissen, dass dies in der Urgemeinde so praktiziert wurde. Weil dies aber in sehr vielen Fällen nicht gemacht wurde, muss das Versäumte oft nachgeholt werden. Das Ziel des Befreiungsdienstes sind nicht die Manifestationen wie Schreien oder Weinen. Dies kann eine Begleiterscheinung sein und ist absolut schriftgemäss. Das Merkmal der Befreiung ist die Freiheit, die nachher erlebt wird. Wichtig! Wer anderen zur Befreiung helfen will, muss selber frei sein. Die nachstehende Regel sollten wir uns merken: „Gebundene Menschen binden Menschen.“ Oder mit den Worten des Apostels Petrus in
2.Petr.2.19: „Sie versprechen ihnen Freiheit, während sie selbst Sklaven des Verderbens sind; denn von wem jemand überwältigt ist, dem ist er auch als Sklave unterworfen.“
Zu diesem Thema möchte ich auf die Broschüre „Der Weg zur Befreiung“ von Dr. Lewis Halcomb verweisen. Der Text ist auch unter der Überschrift „Befreiung in dieser HP zu finden.
3. Durch Gnade: Nicht nur Gebundenheiten und Sünde, auch das Gesetz kann Knechtschaft bedeuten. Jesus hat uns durch Sein Opfer auch von diesem Joch befreit:
Gal.4.4-7: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott Seinen Sohn, von einem Weibe geboren und unter das Gesetz getan, damit Er die, welche unter dem Gesetz waren, loskaufte, auf dass wir das Sohnesrecht empfingen. Weil ihr denn Söhne seid, hat Gott den Geist Seines Sohnes in eure Herzen gesandt, der schreit: Abba, Vater! So bist du also nicht mehr Knecht, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Erbe Gottes durch Christus.“
Stehet in der Freiheit
In der christlichen Freiheit zu leben ist nur möglich, wenn wir vom Heiligen Geist erfüllt sind. Er ist es, der uns in „alle Wahrheit“ leitet und die Wahrheit macht uns frei. Wir brauchen Kraft, um den Versuchungen zu widerstehen und diese empfangen wir durch den Heiligen Geist. Paulus ermahnt die Galater, die Freiheit in Christus zu bewahren:
Gal.5.1: „Für die Freiheit hat Christus uns befreit; so stehet nun fest und lasset euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!“
Es gibt zwei Wege, auf denen man die Freiheit verlieren kann. Der eine ist das Gesetz, man will durch eigene Leistung und Anstrengungen das Heil erwerben und fällt dadurch aus der Gnade. Die Folge ist ein verkrampftes und freudeleeres Christenleben. Man ist dann nicht nur für sich selbst gesetzlich, sondern will dieses Joch auch den anderen auflegen. Das Gesetz bringt Verurteilung, man wird verurteilt und verurteilt die anderen. Gnade ist die Hilfe, durch die man frei wird aus einer solchen Haltung. Die Galater waren in dieser Gefahr und Paulus muss ihnen folgendes schreiben:
Gal.5.4: „Ihr seid losgetrennt von Christus, die ihr durchs Gesetz gerecht werden wollt, ihr seid aus der Gnade gefallen.“
Lasst uns bedenken, dass wir nur in der Gnade gerettet sind:
Eph.2.8: „Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.“
Der andere Weg auf dem man von der Freiheit abweicht, ist das Fleisch. Von dem heisst es in
Rö.8.13: „Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben, wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben.“
Gal.5.16+17: „Ich sage aber; Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht erfüllen. Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist auf, der Geist aber gegen das Fleisch, denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.“
Versuchung zum Bösen kommt nie von Gott und führt immer in die Knechtschaft. Wir sind deshalb aufgerufen, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen und gegen die Lüste und Begierden den Sieg davonzutragen. Mit „Fleisch“ ist in den oben erwähnten Versen nicht unser physisches Fleisch gemeint, sondern die natürliche, von Adam ererbte, gottfeindliche und sündige Gesinnung. Diese sollen wir nach Gal.5.24 kreuzigen samt den Lüsten und Begierden.
Worin besteht die Freiheit?
Sie besteht darin, dass man nicht mehr ein Sklave von Leidenschaften und Sünde ist. Der natürliche Mensch muss Dinge tun, die er eigentlich gar nicht tun will, und wird dadurch verurteilt und verliert sogar das ewige Leben. So lesen wir es in
Rö7.15: „Ja mein ganzes Tun ist mir unbegreiflich; denn ich vollbringe nicht das, was ich will, sondern tue das, was ich hasse.“
Durch die Erlösung sind wir freie Menschen geworden und brauchen diese Dinge nicht mehr zu tun, wir können in der Freiheit leben, die Sünde kann über uns nicht mehr herrschen (Rö.6.14). Aber auch Ängste, Sorgen usw können uns nicht mehr niederdrücken. Auf der anderen Seite sind wir auch nicht mehr unter dem Gesetz, denn wer unter dem Gesetz steht, ist unter dem Fluch. In dieser Freiheit haben wir innerlich nicht mehr das Bedürfnis, ungöttliche Dinge zu tun und dadurch Gott zu betrüben, sondern wir haben den Sinn Christi. Der Wille Gottes muss uns nicht durch das Gesetz aufgezwungen werden, sondern wir tun ihn freiwillig und aus Antrieb des Geistes. Somit ist der, der in Christus und unter der Gnade ist, nicht mehr unter dem Gesetz.
Die Freiheit nicht missbrauchen
Sowohl Paulus als auch Petrus ermahnen die Gläubigen, die Freiheit, die sie in Christus haben, nicht zu missbrauchen. Bei den Korinthern spüren wir eine Gesinnung: „Alles ist mir erlaubt!“ Paulus muss ihnen dann schreiben: „Ja, aber nicht alles ist zuträglich. Alles ist mir erlaubt! Ja, aber ich darf mich nicht von irgendetwas beherrschen lassen“ (1.Kor.6.12). Weiter muss er sie ermahnen in
1.Kor.8.9: „Ja, aber seht wohl zu, dass diese eure Freiheit (im Sinne von Erlaubnis) für die Schwachen nicht zu einem Anstoss werde.“
Die christliche Freiheit darf nicht zum Selbstzweck missbraucht werden, sie soll dazu führen, dass wir einander in der Liebe dienen. Man kann dann um der schwachen Geschwister willen auf Dinge verzichten, die diesen zu einem Anstoss würden.
Gal.5.13: „Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder, nur gebraucht nicht die Freiheit als Anlass für das Fleisch, sondern dienet einander durch die Liebe!“
1.Petr.2.16: „Als Freie und nicht als solche, die die Freiheit als Deckmantel der Bosheit haben, sondern als Sklaven Gottes.“
Gottes erhabene Pläne in bezug auf Freiheit gehen soweit, dass Er sogar die ganze, leidende Schöpfung mit einbeziehen will in die Freiheit der Kinder Gottes.
Rö.8.20+21: „Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit (Vergänglichkeit) unterworfen worden – nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat (Anm. der Mensch) -, auf Hoffnung hin, dass auch selbst die Schöpfung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit frei gemacht werden wird zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“
Zuerst muss aber die Gemeinde die Freiheit in Christus, die ein Teil ihrer Berufung ist, erkennen, darin leben und zur Vollendung gebracht werden. Der Herr wird ja nicht eine unvollendete Gemeinde entrücken, sondern Er wartet auf uns, vermutlich mehr als wir auf Ihn. Wenn dieses Ereignis eingetroffen sein wird, dann wird Satan, der Urheber aller Knechtschaft, gebunden werden. Wir sind also Vorkämpfer für die Freiheit, die Gott bis zu einem gewissen Masse auch der jetzt noch unter dem Fluch stehenden Schöpfung zuteil werden lassen will. Deshalb setzt Satan so viel daran, uns in irgendeiner Weise in die Knechtschaft zu führen, sei es in das Fleisch oder unter das Gesetz. Lasset uns wachsam sein und in der Gnade Gottes und in der Fülle des Heiligen Geistes bleiben, denn:
„Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit.“ Amen.