Sterben
Daniel Schenk
Das Wort „Sterben“ erweckt im natürlichen, unwiedergeborenen Menschen Furcht, denn etwas Ungewisses kommt auf ihn zu und der Gedanke an das Ewige Gericht lässt sich nicht verdrängen. Bei gläubigen Menschen ist dies anders, sie sind ja von der Todesfurcht befreit und mit Gott versöhnt.
Wenn jemand in der Gemeinde krank wird, wollen wir immer zuerst die Heilung suchen durch Gebet, Handauflegung durch die Ältesten und durch Glauben. Wenn aber die Heilung nicht eintrifft, wollen wir nicht verzweifeln oder sogar Beschuldigungen gegen Menschen oder Gott erheben. Gläubige Menschen sind ja errettet und haben eine herrliche Erwartung, das dürfen wir einander auch sagen. Wir wollen in solchen Fällen auch in der Bereitschaft stehen, abzuscheiden und zum Herrn zu gehen. Auch Paulus hatte diese Haltung und drückte sie so aus in:
Phil.1.23: „Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser; das Bleiben im Fleisch aber ist nötiger um euretwillen.“
Die Haltung der Bereitschaft, dem Herrn zu begegnen, sollten wir ja so oder so täglich einnehmen. Auch die Entrückung erfordert die Bereitschaft, vor dem Herrn zu erscheinen. Oft dient eine Zeit der Leiden auch dazu, dass sich Gläubige von der irdischen Gesinnung lösen lassen und sich noch geistlich ausrichten, sich noch versöhnen oder Vergebung aussprechen. Wo dies notwendig ist, kann eine Zeit der Leiden für einen Menschen zum Segen sein und es ist für ihn unter Umständen besser, als wenn er unerwartet abgerufen wird. Ich will hier nicht den Glauben an die Heilung durch die Kraft Gottes untergraben, aber wir wollen auch bedenken, dass alle Gläubigen, die vor uns gelebt haben, entschlafen sind. Die einzigen Ausnahmen, die wir kennen, sind Henoch und Elia im Alten Testament. Die Apostel Petrus und Paulus wussten um ihren baldigen Heimgang und haben auch darüber geschrieben. Der Herr hatte es ihnen angekündigt. Ähnliche Erfahrungen habe ich auch schon mit Geschwistern in der Gemeinde gemacht und es ist etwas schönes, wenn Menschen so vorbereitet und ausgereift heimgehen dürfen. Eine betagte Glaubensschwester hat mich gegen Ende einer Bibelwoche zu sich gerufen und hat noch Anweisungen gegeben betreffend ihrer Beerdigung, sie wusste, dass dies ihre letzte Bibelwoche war. Zuerst wollte ich widersprechen, ich merkte dann aber, dass es der Herr war und wir haben offen darüber geredet und uns verabschiedet. Einige Monate später hatte sie ihren Lauf vollendet und wurde heimgerufen zum Herrn.
Es sind schon einige Jahre her, als eine Glaubensschwester vom Arzt den Bericht erhielt, dass sie nur noch kurze Zeit zu leben habe. Wir haben auch schon erlebt, wie Gott in solchen Situationen noch eingegriffen und Heilung geschenkt hat. Auch diese Schwester hatte schon öfters Hilfe und Heilung durch Gebet und Glauben erfahren, jetzt aber sollte für sie die Stunde ihres Heimgangs kommen. In einem Brief habe ich ihr auf ihre Frage betreffend „Sterben“ und was die Bibel dazu sagt, geantwortet.
Ich gebe hier die Zeilen wieder, die ich ihr damals geschrieben habe und die ihr, wie sie bezeugt hat, viel Trost und Zuversicht für das letzte Wegstück gegeben haben:
Liebe Schwester ich danke Dir herzlich für Deinen Brief, den wir gestern erhalten haben. Wir sind im Geist und im Gebet sehr mit Dir verbunden in dieser schweren Zeit und besonders jetzt, wo Du diesen Bericht erhalten hast. Trotzdem ist Dein Leben in Gottes Hand. Er, der Tote auferweckte, was sollte Ihm unmöglich sein? Er möge Sich an Deinem Leben verherrlichen, so oder so. Nun möchte ich Dir noch antworten auf Deine Frage: „Was geschieht beim Sterben; was sagt die Schrift über + nach dem Sterben?“
Das Wort „Tod“ hat mehr als eine Bedeutung. Oft ist damit einfach der Augenblick des Sterbens gemeint. Dies löst aber unsere Gemeinschaft mit Gott nicht auf.
Joh.11.25+26: „Jesus sprach zu ihr (zu Martha): Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du das?“
Im geistlichen Sinne bedeutet „Tod“ den Zustand des Getrenntseins von Gott.
Rö.6.23: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“
Rö.7.9+10: „Als aber das Gebot kam, lebte die Sünde auf; ich aber starb. Und das Gebot, das zum Leben gegeben, gerade das erwies sich mir zum Tod.“
Rö.8.6: „Denn die Gesinnung des Fleisches ist Tod.“
Rö.8.13: „Denn wenn ihr nach dem Fleische lebt, so werdet ihr sterben.“
Auch unser Zustand gegenüber der „Alten Schöpfung“ und der Sünde wird als „Tod“ bezeichnet. Nach Römer 6 wurden wir in Christi Tod getauft und sollen uns jetzt gegenüber der Sünde als tot betrachten.
Rö.6.11: „So auch ihr, haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christus Jesus.“
Oft ist mit „Tod“ jedoch jene Geistesmacht gemeint, die seit dem Sündenfall über alle Menschen geherrscht hat. Diese Geistesmacht „Tod“ gehört zum Reich der Finsternis und steht in Feindschaft gegen Gott, der das Leben ist. Jesus hat in Gethsemane mit dem Tod gerungen und hat ihn auf Golgatha besiegt.
2.Tim.1.10: „Der (Jesus Christus) hat die Macht des Todes vernichtet, dafür aber Leben und unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch die Heilsbotschaft.“
Joh.8.51: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wenn jemand mein Wort bewahrt wird er den Tod in Ewigkeit nicht sehen.“
Wir können wohl sterben, wie auch die Apostel und alle Gläubigen vor uns gestorben sind. Wenn wir aber hinüberkommen, wird uns der Tod nicht in sein Reich (Totenreich) abführen können. Jesus hat uns aus dem Machtbereich der Finsternis gerettet und in das Reich des Sohnes versetzt (Kol.1.13). Paulus schreibt auch in 2.Tim.4.18, dass der Herr ihn hinüberretten wird in Sein himmlisches Reich. Nach Joh.5.24 ist der Gläubige bereits vom Tod ins Leben hinübergegangen. Er wird also dem Tode nicht aufs Neue preisgegeben. Jesus wusste genau, dass Er zum Vater geht, wenn Er diese Welt verlässt (Joh.13.1; 16.5; 20.17); und Er hat für uns gebetet, dass wir auch da seien, wo Er ist.
Joh.13.1: „Vor dem Passahfest aber, als Jesus wusste, dass Seine Stunde gekommen war, aus dieser Welt zu dem Vater hinzugehen.“
Joh.16.5: „Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat.“
Joh.20.17: „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater und zu meinem Gott und zu eurem Gott.“
Ein junger Bruder ist im Spital durch eine geplatzte Ader verblutet, der Arzt sagte ihm nachher, dass er für drei Minuten tot gewesen sei. In dieser Zeit hat er folgende Erfahrung gemacht: Als er aus dem Leibe wegging, kam er an den Ort, von dem er wusste, dass man dort abgeholt wird. Für ihn war Jesus da, das hat ihn mit unendlicher Freude und mit Frieden erfüllt. Er war sich aber bewusst, wie schrecklich es nun wäre ohne Jesus. Plötzlich hörte er sagen, es sei zu früh und er kam wieder zurück in den Leib. Diese Erfahrung hat er uns nach seiner Genesung erzählt.
Ich bin überzeugt, dass wir beim Herrn eine unbeschreibliche Herrlichkeit und einen tiefen Frieden antreffen werden. Paulus sagt in Phil.1.21: „Christus ist mein Leben, darum ist das Sterben für mich ein Gewinn“ und er sagt weiter in Vers 23, dass er Lust hätte, abzuscheiden und bei Christus zu sein, das wäre weitaus das Beste. In 2.Kor.5.1 gibt Paulus seiner Gewissheit Ausdruck, dass wir ein Haus im Himmel haben, wenn wir dieses Leibeszelt ablegen.
In Rö.8.38‑39 steht, dass uns auch der Tod nicht scheiden kann von der Liebe Gottes, die da ist in Christus Jesus, unserem Herrn.
Off.1.18: „Ich (Jesus Christus) lebe in alle Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Totenreiches.“
Wir lesen in Apg.7.55+56, dass Stephanus bei seinem Heimgang den Himmel offen sah, es sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen. Ich glaube, das ist das, was Heilige bei ihrem Heimgang erleben. So sahen wir auch bei meinem leiblichen Vater, wie plötzlich ein Glanz auf sein Angesicht kam, bevor er heimging.
Liebe Schwester, ich bin dankbar für das, was wir durch Dich und Deinen Dienst empfangen durften. Möge der Herr Dich mächtig stärken für dieses letzte Wegstück und Dir einen triumphierenden Heimgang bereiten. Bald werden auch wir nachfolgen. Ich freue mich auf die Stunde, wo wir dort einziehen werden. Wir werden Jesus und Gott den Vater sehen (Matth.5.8), wir werden aber auch die lieben Geschwister sehen, die uns vorangegangen sind. In ungetrübter Freude und Dankbarkeit werden wir die Ewigkeit bei Ihm, unserem Herrn und Haupt verbringen, und wir werden bezeugen: Alles war Gnade! In herzlicher Verbundenheit grüsst Dich D.Sch.
Soweit der Text des Briefes.
Auferstehung des Leibes
Was ich in diesem Brief nicht erwähnt habe und was auch nicht die Frage war, ist die Auferstehung des Leibes. Dies ist etwas anderes und geschieht nicht beim Sterben, sondern zu einem späteren Zeitpunkt. Wie ich die Schrift verstehe, geht nach dem Sterben der Geist der Gläubigen zum Herrn. Jesus sagte bei Seinem sterben: „Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist“ (Luk.23.46); und Stephanus rief betend aus: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf“. (Apg.7.59). Die Leiber sowohl von Jesus als auch von Stephanus wurden bestattet. Von Jesus wissen wir, dass Er am dritten Tage auferstanden ist, der Geist jedoch war nie tot. Von Stephanus wissen wir den Zeitpunkt der Auferstehung nicht, spätestens aber bei der Wiederkunft des Herrn wird auch sein Leib auferstehen. Es gibt einen Zustand eines geistlichen Daseins, wie z.B. die Engel, von denen es in Hebr.1.14 heisst, dass sie Geister sind. Auch Hebr.12.23 redet von den „Geistern der vollendeten Gerechten“, zu denen wir hinzugekommen sind. Diese Worte betreffen die gegenwärtige Zeit vor der Wiederkunft des Herrn. Den Auferstehungsleib werden diese zusammen mit uns noch Lebenden am Tage der Entrückung empfangen und dann mit uns zusammen in Wolken dem Herrn entgegengehen. Von diesem Ereignis, der Leibesauferstehung, reden die nachstehenden, bekannten Worte des Apostels Paulus:
- Kor.15.51+52: „Siehe ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenstoss. Denn Er wird posaunen, und die Toten werden auferweckt werden, unvergänglich, und wir werden verwandelt werden.“
- Thess.4.14: „Denn dies sagen wir euch als ein Wort des Herrn: Wir Lebenden, die wir bis zur Anwesenheit des Herrn übrigbleiben, werden die Entschlafenen keinesfalls überholen; denn der Herr Selbst wird mit dem Befehlsruf, mit der Stimme des Botenfürsten und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabsteigen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Darauf werden wir Lebenden, die wir übrigbleiben, zugleich mit ihnen zusammen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein.“
Ich möchte hier noch ein kleines Zeugnis anfügen. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich eine alte Schwester im Betagtenheim besucht. Sie erzähle mir, dass sei eine Erscheinung gehabt habe und dass sie daraus schliesst, dass sie bald heimgehen werde. Als sie am Lavabo stand, waren plötzlich zwei grosse Gestalten neben ihr. Auf ihre Frage, wer das sei, erhielt sie die Antwort: „Das sind die Engel, die dich abholen werden.“ Weniger als zwei Wochen später ging sie heim in die himmlische Heimat.
Als Abschluss dieser Ausführungen zitiere ich noch die Worte Jesu aus Joh.11.25:
„Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit“.